Die Revolution von 1848/49 gilt als „Wiege“ des liberalen Rechts- und demokratischen Verfassungsstaates in Deutschlands Geschichte und Gegenwart. Ihr kommt in unserem kollektiven Gedächtnis ein fester Platz zu. Dieses verpflichtende Erbe gilt insbesondere auch für Reutlingen, das weit mehr als nur ein lokales Revolutionszentrum darstellte. In der Achalmstadt äußerte sich die Revolution in spontanen Protesten und vielfältigen Aktionen der Bevölkerung, die den öffentlichen Stadtraum über zwei Jahre zur Plattform für ihre umwälzenden Forderungen machten. Die von einer zensurbefreiten Presse stimulierten Unruhen artikulierten sich in Protestkundgebungen, Volksversammlungen sowie spontanen Aufläufen und kumulierten in der Reutlinger Pfingstversammlung von 1849. Ihre Schauplätze waren nicht nur der Marktplatz, sondern auch die städtische Peripherie, wie z. B. der Badgasthof, der Badgarten oder die Rennwiese. Der Vortrag versucht, die historischen Revolutionsschauplätze mit Leben zu erfüllen und ihr Potenzial als Erinnerungsorte der Gegenwart anzusprechen.
Dr. Wilhelm Borth ist Historiker. Er war Schulleiter am Isolde-Kurz-Gymnasium sowie Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins. Seine lokalgeschichtlichen Publikationen umfassen u. a. Themen der Reformationszeit, des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der Reutlinger Schulgeschichte.
In Kooperation mit dem Geschichtsverein Reutlingen